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Fujian Tulou, ein Architekturwunder in China

Fujian Tulou, ein Architekturwunder in China

Die Rundhäuser in der südostchinesischen Provinz Fujian sind einzigartig in ihrer Architektur und Wohnstruktur. Die massiven Lehmgebäude bieten Wohnraum für bis zu 800 Menschen. In den meist kreisrunden Wohnbauten mit Innenhof findet somit ein ganzes Dorf Platz. Im Jahr 2008 wurden 46 Fujian Tulou von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.

Wohnraum und Schutzanlage

Tulous besitzen einen Durchmesser von über 100 Metern und sind bis zu fünf Stockwerke hoch. Sie vereinen dörflichen Wohnraum mit militärischer Verteidigungsstruktur. Die Rundhäuser besitzen daher nur ein einziges Eingangstor und Fenster befinden sich ausschließlich in höheren Stockwerken. Heutigen Brandschutzstandards würden die Tulous somit sicher nicht mehr entsprechen. Doch historisch konnten Bewohner aufgrund üppiger Vorräte und einem inneren Brunnen monatelangen Belagerungen standhalten.

Bauweise der Tulou

Die meisten Tulou sind kreisrund, einige der Bauten sind viereckig. Die Wände sind aus einer Mischung aus Erde, Kalk, Steinen, Bambus und Holz erbaut. Teilweise wurde sogar gekochter Klebreis und brauner Zucker verwendet. Die bis zu 1,8 Meter dicken Wände sind dadurch besonders widerstandsfähig. Zudem sorgen sie für gute Belüftung und halten im Winter warm sowie im Sommer kühl.

Der Begriff „Tulou“

Wörtlich übersetzt steht „Tǔlóu“ (chin.: 土楼) schlicht für „Erdgebäude“ oder „Lehmgebäude“. Traditionelle Lehmhäuser lassen sich in fast allen Regionen Chinas finden. Tulou, beziehungsweise speziell Fujian Tulou beziehen sich allerdings auf die Lehmrundbauten des Volkes der Hakka. Die Hakka selbst bezeichnen ihre Wohngebäude als „kleines Familienkönigreich“ oder „lebhafte Kleinstadt“. Ein Tulou beherbergte einen großen Familienclan beziehungsweise mehrere Familiengruppen.

Das Volk der Hakka

Die Hakka stammen aus Nordchina und migrierten ab dem 12. Jahrhundert nach Fujian. Bei ihrer Ankunft waren die ebenen, zugänglichen Täler bereits besiedelt. Sie ließen sich daher in den eher abgelegenen Bergregionen nieder. Vom 12. bis zum 20. Jahrhundert konstruierten sie die Tulous. Heutzutage sind noch viele Tulous bewohnt, doch die arbeitende Bevölkerung wandert zunehmend in die florierenden Küstenstädte ab.

Wohnform im Tulou

Die Hakka verfolgten ein egalitäres Wohnmodell, was sich in der Struktur der Tulou widerspiegelt. Alle Räume, in denen die Familien wohnten, waren von gleicher Größe, Material und Baustil. Der Wohnraum war unter den Familien in vertikaler Richtung aufgeteilt. Kleinere Familien besaßen eine Reihe Wohnungen vom Erdgeschoss bis ins höchste Stockwerk. Größere Familien bewohnten zwei bis drei Wohnungsreihen auf vertikaler Ebene.

Die Lebensweise der Hakka

Ein Tulou war mit allem ausgestattet, was ein Dorf benötigte. Brunnen, Festhallen, Badezimmer und Waffen sowie das Gebäude selbst waren gemeinsames Eigentum. Auch das umgebende Land wurde geteilt, Feldarbeit wurde gemeinsam durchgeführt. In den eigenen Räumen der kleinen Familieneinheiten herrschte dafür Privatsphäre. Zu Beginn der Volkskommunen in den 1960er Jahren galt ein Tulou in der Regel als eine kommunale Produktionseinheit.

Ein Besuch im Tulou

In Bergdörfern der Landkreise Yongdsing und Nanjing befinden sich mehrere Ansammlungen von Tulous unterschiedlicher Größe und Formen. Per Taxi, Motorrad oder Mountain Bike lässt sich ein Besuch am einfachsten bewerkstelligen. Die meisten Besucher kommen in Tagestrips, einige der traditionellen Bauten bieten aber auch simple Unterkünfte an. Die Region ist außerdem bekannt für Tee und die besondere Küche der Hakka.

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